War es vor 20 Jahren noch so, dass jeder gute „Stipper“ sein Futter
aufgrund mangelnder Alternativen selber zusammenstellte, so hat man heute die Möglichkeit von
verschiedensten Herstellern seine Lieblingsfuttersorten zu wählen.
Aufgrund dieses großen Angebots von Fertigfuttersorten haben viele Angler die Fähigkeit
verloren ein erfolgreiches Futter selber zusammenzustellen. Bevor wir mit dem
Bericht starten, möchten wir auf einen Punkt aufmerksam machen, der uns in
einem Interview mit dem Weltmeister und Futterexperten Wolf Rüdiger
Kremkus besonders bewusst geworden ist. Ein wirklich gutes Futter muss frisch
sein!!!!
Wer sich sein Futter also selber mischt, der sollte immer
auf frische Zutaten achten.
In dem folgenden Bericht wollen auf die einzelnen Futterbestandteile eingehen
und deren Einsatzgebiete erörtern. Am Ende werden wir einige Futterrezepte
vorstellen, die auf alltägliche
Anforderungen ausgerichtet sind.
Gleich zu Beginn möchten wir uns allerdings beim Team des Angelmarkt Köthen
bedanken. Bedingt durch das dort vorhandene Know-How in Bezug auf die
Zusammenstellung eines erfolgreichen Futters, können wir garantieren, dass die
folgenden Zeilen auf jahrelanger, erfolgreicher Arbeit mit Futtermehlen beruhen.
Gleichzeitig hat uns Silvio Schranz die abgebildeten Futtermehle aus seinem
Verkaufssortiment in überzeugender Qualität und Frische zur Verfügung
gestellt. Den Angelmarkt Köthen finden Sie übrigens unter unseren
Top Shops.
Generell werden sich die Einzelmehle verschiedener Hersteller in Bezug auf die
Partikelgröße und Farbe sicherlich unterscheiden, unsere Fotos sind daher
beispielhaft.
Man kann die einzelnen Komponenten des Futters in drei Kategorien einteilen.
• Bestandteile die dem Futter die gewünschte Schwere und Bindung geben
• Bestandteile die dem Futter die gewünschte Aktivität geben
• Bestandteile die dem Futter ein bestimmtes Aroma und Geschmack geben
Gehen wir näher auf die einzelnen Kategorien ein.
Bestandteile für Schwere und Bindung
Dieser Faktor macht ein Grossteil des Futters aus. Jedes Mehl dieser
Kategorie hat spezielle
Eigenschaften in Bezug auf Schwere, Bindung und auch Geschmack. Diese
Eigenschaften gilt es
zu kennen und richtig zu mixen um ein Futter zu erhalten, welches den gewünschten
Anforderungen entspricht.
Folgende Mehle werden hauptsächlich mit dieser Kategorie in Bezug gebracht:
Die oben genannten Mehle sind die Basis für jedes Futter. Der Anteil kann
bis zu 50% am Futter
betragen.
Biskuitmehle sind die nächste große Futtermehlgruppe. Je nach Fett- und Zuckergehalt binden Biskuitmehle unterschiedlich stark. Die Bindekraft schwankt auch je nach Hersteller teilweise enorm. Ein guter Biskuit sollte auch so schmecken wie er riecht. Gute Qualität schmeckt und riecht man!!! Es ist schwer die Anteile im Futter zu bestimmen, da es so viele unterschiedlich Biskuitmehle gibt. Da helfen nur Experimente und Erfahrungswerte. Der Anteil im Futter sollte bei fetten Biskuitmehlen 20% nicht überschreiten. Trockene Bisquitmehle können bis zu 50% verwendet werden.
Maismehle
Eine weitere Gruppe der Basismehle sind die Maismehle. Maismehle machen das Futter schwer.
Zutaten mit denen ich die Aktivität des Futters steuern kann
Nachdem ich mein Futter durch die Zusammenstellung der Basismehle dort arbeiten lasse wo ich es mir wünsche, kann ich mit den folgenden Zugaben die Aktivität des Futters verändern. Dies kann wichtig sein um Fische auf meinen Futterplatz aufmerksam zu machen und anzulocken. Steuere ich die Zugaben dieser Stoffe falsch, so werde ich die Fische damit von meinem Futterplatz abziehen und wesentlich weniger Fisch fangen.
Gewürz und Geschmack:
Ein weitere Punkt unserer self made Futters ist der Geschmack und das
Aroma unseres Futters. Ein bestimmtes Aroma kann den Unterschied zwischen einem
guten und einem sehr guten Futter ausmachen.
Vanille: Ein Gewürz das wir alle noch aus unserer Jugend kennen (falls wir uns nicht noch in dieser befinden). Vanille ist ein Allroundgewürz und kann in jedem Futter eingebracht werden. Claus Müller, einer der deutschen Futterexperten schlechthin, geht sogar soweit zu sagen, dass Vanille in jedem Futter enthalten sein sollte. Vanille ist Geruchs- und Geschmacksverstärker.
Anis:Anis ist ein weitere Allrounder unter den Gewürzzusätzen. Anis ist sowohl auf Rotaugen erfolgreich als auch auf Brassen.
Curcuma: Curcuma ist bekannt als Gewürz, dem besonders
dicke Rotaugen nicht widerstehen
können. Curcuma hat eine gelbe Farbe und färbt auch das Futter gelb ein.
Zimt: Und weiter geht in der Reihe der Klassiker, auch Zimt ist ein Allrounder den man bedenkenlos einsetzen kann. Gut auch in Kombination mit Koriander und Brasem.
Koriander: Koriander ist ein sehr guter Zusatz für Rotaugen und Brassen zu verwenden. Es hat einen herben Geschmack und animiert die Fische zu fressen, außerdem wirkt es abführend auf die Fische, so das diese nicht gesättigt werden.
Tutti Frutti: Eine Duftnote die vor allem im Hochsommer
Erfolge erzielt, außerdem ist Tutti
Frutti ein erfolgreicher Zusatz für Alande.
Spekulatius: Dieser Zusatz ist momentan sehr populär und
viele Angler schwören auf diesen
Zusatz. Ab dem Spätsommer kann dieses Gewürz an jedem Gewässer eingesetzt
werden
Salz: Ein einfacher, aber sehr wichtiger Bestandteil des
Futters. Salz steigert die Fresslust der
Fische, und gerade Rotaugen sind auf salzige Futter versessen. Im Winter kann
der Salzanteil im Futter bis zu 300gr auf 3 Kilogramm Futter betragen, zum
Sommer hin sollte dieser Anteil dann aber kleiner werden. Auch Brassen lassen
sich durch einen hohen Salzanteil stimulieren, jedoch sollte beim Brassenfutter
die Grundausrichtung süß sein.
Zucker: Um einem Futter eine süße Grundausrichtung zu geben kann dem Futter Zucker beigeben werden. Doch vorsichtig, da Zucker stark bindet sollte man mit der Zugabe von Zucker sehr vorsichtig sein.
Grundgedanken zum Aufbau eines Futters
Nachdem wir nun die einzelnen Zutaten für ein Futter kennen sollten wir uns
jetzt Gedanken über die mögliche Zusammenstellung machen. Die Zusammenstellung
der einzelnen Zutaten hängt von den Gegebenheiten des zu beangelnden Gewässers
ab. Angelen wir in einem Gewässers welches einen sehr schlammigen Grund hat und
nur einen Bestand an kleinen Rotaugen aufweist, dann sollte das Futter eine
anderen Zusammensetzung aufweisen als ein Futter mit dem es im schnellen Strom
auf gewichtige Brassen geht. Anhand einiger Gewässerbeispiele möchten wir die
gewünschten Futtereigenschaften erläutern.
See, 1 Meter tief, schlammiger Grund, verbuttete kleine Rotaugen und Brassen:
Das Futter in diesem See darf vor allem nicht zu schwer und zu bindend sein, da es sonst im schlammigen Grund versinkt ohne auch nur einen Fisch angelockt zu haben. Dunkles Brotmehl, Zwiebackmehl oder Erdnussmehl sind eine gute Grundlage für ein solches Futter. Hanfmehl wäre ein weitere guter Zusatz da Hanfmehl keine zusätzliche Bindung in das Futter bringt und sehr anziehend auf Rotaugen wirkt. Als Zusatz könnte man noch tote Maden oder Pinkis zum Futter geben. Fischt man im Winter und möchte dem Futter Nährwert nehmen so empfiehlt es sich Maulwurfserde dem Futter bei zu geben. Mit Vanille als Lockstoff macht man nichts verkehrt, im Winter Koriander.
See, 3 Meter tief, fester Grund, Rotaugen und vereinzelnd Brassen:
Hier sollte das Futter eine bessere Bindung haben, gleichzeitig sollte der Nährwert nicht zu hoch sein um Rotaugen anzulocken sind aufsteigende Partikel hilfreich. Paniermehl sowie Brotmehle wären ein passender Basisbestandteil für unsere Futtermischung. Weißt der See einen guten Raubfischbestand auf, so würden wir dem Futter eine dunkele Note geben und daher dunkles Brotmehl bevorzugen. Um die Brassen im See anzusprechen kann man noch ein Anteil Waffelbiskuit dazu geben, das Waffelbiskuit gibt dem Futter außerdem eine Duftnote die nach Vanille riecht. Aktivität kann dem Futter mit gemahlenen Kokosraspeln eingehaucht werden.
See, 3 Meter tief, fester Grund, große Brassen in weiter
Entfernung vom Ufer
Hier kommt es auf zwei Merkmale an, die zwei Merkmal wären
- hoher Nährwert
- gute Bindung
diese beiden Merkmale sind wichtig um den Brassen genügend Nahrung zu bieten
und dem Futter
genügend Bindung zu geben damit sich dieses mit der Futterschleuder schießen lässt
und dabei noch genügend Lebendköder aufnehmen kann. Brassen bevorzugen süße
Mehle, daher ist man mit Waffelbiskuit schon mal auf der sicheren Seite,
eventuell lohnt ein Versuch mit Schokobiskuit. Sind Die Brassen in Fresslaune,
dann sollte TTX Mais die Basis vervollständigen. Da wir mit Biskuit und TTX
Mais zwei sehr gut bindende Mehle nutzen empfiehlt es sich die Mischung etwas
„aufzulockern“. Zwiebackmehl wird von den Brassen gut angenommen und nimmt
dem Futter Bindekraft, Paniermehl würde die gleichen Dienste leisten. Neben dem
Vanille Zusatz durch das Waffelbiskuit könnte als weiteres Aroma Anis zum
Einsatz kommen. Stehen die Fische massiv auf dem Platz verfügt das Futter über
die Konsistenz um genügend Lebendköder aufzunehmen.
Kanal, 3 Meter tief, wenig Schifffahrt, Rotaugen und kleine Brassen, viele Ukelei die umgangen werden sollen
Was sollte dieses Futter können? Es sollte nährstoffarm sein und keine
aktiven Bestandteile
besitzen da sonst die Ukelei auf den Platz ziehen. Durch die geringe Schifffahrt
muss es nicht allzu schwer sein.
Kanal, 4 Meter tief, viel Schifffahrt, Rotaugen und Brassen, viel Fisch auf der 13m Bahn
Dieses Futter ist das gleich wie zum Angeln in Fließgewässern. Schweres, bindendes Futter um reichlich Köder zum Grund zu bringen. Das Futter sollte eine leichte Wolke ziehen und einige aktive Zusätze holen den Fisch auf den Platz. Es empfiehlt sich dem Futter Lehm beizugeben damit ddas eingebrachte Futter nicht bei jedem Schiff vom Platz gezogen wird.
Kanal, 4 Meter tief, wenig Schifffahrt, Rotaugen auf 30m
Mittelschweres, gut arbeitendes Futter mit ausreichender Bindung um das Futter auf die Distanz zu schießen. Beißen die Rotaugen im Mittelwasser sollten die Ballen schon an der Oberfläche aufplatzen.
Fluss, 2 Meter tief, 6 Gramm Strömung, Güstern und Alande
Relativ schweres Futter das aber nicht zu stark kleben sollte. Es empfiehlt sich dem Futter einige aktive Komponenten wie z.B. Leinsamen, da Gütsern und Allande gut auf diese reagieren. Gefüttert wird wenig aber oft mit einem hohen Anteil an Maden und Pinkis im Futter.
Fluss, 5 Meter tief, 10 Gramm Strömung, grosse Brassen
Schweres, stark bindendes Futter um reichlich Köder zum Grund zu bringen. Typische Bestandteile sind Hartweizenpaniermehl und Biskuitsorten. Es hat sich oft bewährt, die Ballen der Anfangsfütterung unterschiedlich fest zu drücken die Auflösezeit zu beeinflussen.
See, grosse und viele Brassen
Grobes, gut bindendes Futter mit hohem Nährwert um die kleineren Fische zu sättigen.
Auch
Pellets kann man hier gut verwenden. Um Köder zu transportieren empfehlen sich
Bestandteile aus Biskuit, es ist aberdarauf zu achten, dass das Futter nicht zu
stark bindend ist.
See, Rotaugenfutter
Leichtes, gut arbeitendes Futter mit geringem Nährwert. Typische Bestandteile für dieses Futter sind Hanfmehl, geröstetes Kokosmehl und Arachide braun.
Fluss, sehr starke Strömung, Brassen und Güstern
Gut mit Kies beschwertes Grundfutter verwenden, welches aber auch nicht zu stark klebt, damit die Ballen nicht in der Strömung wegrollen. Das Futter sollte aus eigenschweren Mehlen, die am Grund liegen bleiben bestehen z.B. grobes Maismehl, Polenta
Futtermischungen:
Wenn man selber mischt kommt man im Normalfall mit 2 Futtermischungen aus. Eine fürs Fließwasser und eine fürs Stillwasser. Wenn man dann eine Mischung für z.B. Kanal braucht, kann man je nach Strömungsstärke entweder 2 Teile Fließwasser/ 1 Teil Stillwasser fischen oder umgekehrt. Der Vorteil ist das man diese Mischungen kennt und weiß wie sie sich verhalten. Das nächste ist der Kostenfaktor. Das selbstgemischte Futter kostet nur ca die Hälfte von Fertigmischungen. Mann brauch nur die Basismehle als Sackware und die anderen Zutaten in kleineren Abpackungen zu besorgen. Und man hat den Vorteil den Lockstoff einzusetzen den man gern mag und muss nicht den verwenden den das Futter vorgibt. Es rundet doch immer auch den Erfolg ab wenn man mit dem selbst zusammengestelltem Futter, der selbst gewählten Strategie und wenn möglich auch auf einem vielleicht schlechterem Platz der Gewinner ist.
Zum Abschluss noch zwei Beispiele wie man die Futter aufbauen kann:
Fliesswasser:
- 50% Hartweizenpaniermehl
- 20% Fliesswasserbiskuit
- 20% Polenta
- 10% geröstetes Erdnussmehl
Stillwasser:
- 40% Zwiebackmehl
- 20% Arachide braun
- 20% Kokosmehl geröstet
- 10% Erdnussmehl geröstet
- 10% Hanfmehl
Man sollte das Futter und vor allem Lockstoffe nicht überbewerten. Köder im
Futter sind dagegen durch nichts zu ersetzen und steigern die Attraktivität
enorm. Wichtig ist immer der Glaube an sich und die eigene Strategie. Wer
an sich zweifelt, wird keinen Erfolg haben.
Anmerkung der Redaktion: Die Recherchen haben uns deutlich gemacht, dass die Vielfalt der einsetzbaren Mehle gigantisch groß ist. Es gibt alleine über 200 unterschiedliche Biskuitmehle und ähnlich viele andere Zusatzstoffe. Die Krux für jeden Futterhersteller ist immer die gleiche Qualität und auch Eigenschaft in den eingekauften Einzelmehlen zu haben. Gleiches sollte auch für Sie oberste Priorität haben, denn ansonsten kann es sein, dass eine erfolgreiche Zusammenstellung mit einem neuen Gebinde seine Eigenschaften und damit auch den Erfolg verliert.